Träume passen in keine Schublade

Wie wir gelernt haben, dass Mut Glück möglich macht

Träume können wahr werden. Doch nicht einfach so. Nein, es braucht den Mut und die Gewissheit, dass es genau das ist, was man erreichen will. Das haben Bjoern und Christian auf ihrem Weg zwischen all den Unwägbarkeiten des Lebens gelernt. Obwohl viele sie in Schubladen stecken wollten, stehen sie nun hier: Beide haben sich Traumkarrieren erkämpft, sich immer wieder neu bewiesen, um am Ende festzustellen, dass ihnen etwas Entscheidendes zum ganz großen Glück fehlt: eine eigene kleine Familie, die sie mit ihrem Sohn nun haben. Da sie selbst kein Familienmodell als Vorbild heranziehen konnten, wollen sie nun als Vorbild für zukünftige Eltern, völlig egal, in welcher Konstellation, dienen und den Weg ebnen – denn auch queere Wege sind richtige Wege.
Ehrlich und authentisch erzählt Bjoern mit Christian, was für Hindernisse sie überwinden mussten und was es war, das ihnen geholfen hat, ihre Lebensträume zu verwirklichen: Liebe und eine große Portion Mut.

Zum Buch

Interview mit Bjoern zum Buch

Ich bin Björn! In unserem Buch steckt viel von uns selbst, unsere Geschichte und dem, was wir auf unserem bisherigen Weg erlebt haben. Lies, wer wir sind und was uns wichtig ist.

Wir alle haben Träume, Träume, wie unser Leben aussehen könnte, was wir vielleicht gerne machen würden. Wieder andere sind vielleicht schon einen Schritt weiter und haben eine Vision. Bei allen von uns geht es darum, im Leben glücklich zu sein. Leider bleibt es bei so vielen Menschen allein bei den Gedanken. Sie trauen sich nicht, ihre Träume in die Tat umzusetzen. Unser Buch handelt genau von dieser Umsetzung. Christian und ich haben in unserem Leben einen Schritt nach dem anderen gemacht und haben Kritiker und Besser:pisser links liegen lassen. Wir haben gekämpft, haben verloren und sind wieder aufgestanden, um am Ende unseren Traum zu leben. Dieses Buch erzählt unsere Geschichte. Es soll Impulse geben, es darf wachrütteln und auch weh tun, wenn man erkennt, dass man selbst immer noch in seinem eingefahrenen Lebenssystem steckt. Es soll Mut machen und zeigen, dass es sich lohnt für sich und für seine Träume zu kämpfen. Denn wenn wir eines wissen: Mut macht Glück möglich!

Menschen sind programmiert. Das beginnt in der Kindheit und zieht sich durchs ganze Leben. Die Einflüsse ihrer Eltern, der Familie, Freunden, aber auch der Gesellschaft, des Schulsystems verändern ihr Denken und ihre Einstellungen. Nicht selten werden sie dadurch manipuliert und tun am Ende Dinge, die sie eigentlich gar nicht wollen. In unserem Land ist es verpönt, groß zu denken. Wir dürfen unsere Gedanken an die Kiesauffahrt und Veranda mit Schaukelstuhl nicht laut äußern, ohne dass irgendjemand um die Ecke kommt, der uns unseren Traum madig machen möchte. Wir sind eine Gesellschaft, die von Neid und Missgunst getrieben ist. Da fällt es vielen schwer, ihre Stimme zu erheben und für sich selbst einzustehen. Es ist nicht einfach Gegenstimmen zu ignorieren und weiterzumachen. Der vermeintlich einfachere Weg ist es, sich als Rädchen im System zu fügen. Glücklicher wird es auch jeden Fall nicht machen.

Schubladen sind generell eine gute Erfindung. Sie helfen uns, unsere Welt zu sortieren. Bei jedem Ereignis, jedem Menschen öffnen wir unsere Schubladen, legen die erzeugte Emotion, unsere Gedanken hinein und bewerten damit die Erfahrung. Wir bringen Ordnung in unser komplexes Lebenssystem. Träume überfordern oft unsere aufgebauten Schubladenwände. Wir können sie wenig greifen, sie sind eben noch nicht real. Unser Umfeld, die Gesellschaft macht es uns zusätzlich schwer, frei zu denken. Wir haben nach Regeln zu leben, wir müssen uns anpassen, wir wollen gefallen. Und so passen unsere Träume eben in keine vorhandene Schublade, egal wie sehr wir versuchen, sie einzusortieren oder passend zu machen. Unzählige Träume und auch Visionen gehen so zugrunde, sie werden im Keim erstickt oder fallen gelassen. Nur, weil sie nicht ins System passen, oder weil andere es schaffen, uns mit ihrer Meinung, ihrer Einstellung zu manipulieren. Christian und ich haben gelernt, dass es sich mehr als lohnt Träume aus Schubladendenken herauszulassen.

Trauriger Weise hat man bis vor wenigen Jahren einem homosexuellen Paar einen potentiellen Kinderwunsch abgeschrieben. Wir waren in unserer Beziehung glücklich, in unseren Berufen waren wir weit gekommen, verdienten gut und bereisten die Welt. Über die Jahre merkten wir allerdings, dass sich, bei dem nach außen so perfekten Leben, immer mehr Fragezeichen bildeten. Wir begannen, nach einem tieferen Sinn, nach Nachhaltigkeit in unserem Lebensmodell zu suchen. Immer höher, schneller, weiter hatte uns über die Zeit müde und auch satt gemacht. Es musste etwas anderes geben, was wir heute Bestimmung nennen. Wir begannen, viel über unsere Träume und Lebensvisionen zu sprechen und stellten fest, dass wir immer beim selben Thema endeten – unserem gemeinsamen Kinderwunsch. Christian hatte diesen Wunsch vor 20 Jahren in eine Schatulle ins Regal gestellt. Ich hatte ihn, da es damals in der Gesellschaft einfach kein Thema war, gleich ganz begraben. Vor vier Jahren zog der einjährige Lukas bei uns ein – wir hatten den tieferen Sinn unseres Lebens gefunden.

In mir steckt ganz viel Rebell, und das ist auch gut so! Bereits in der Jugend fiel es mir schwer, mich einem System zu unterwerfen und zu tun, was andere für mich gut finden. Ich verstand in der Schule nicht, warum ich Chemie und Mathematik in dieser Tiefe lernen sollte. Ich wusste früh, dass ich beim Fernsehen arbeiten möchte und dafür diese Themen so nicht brauche. Gleichzeitig war ich stark als Schulsprecher, als Vermittler zwischen Schülern und Lehrern, ich fühlte mich auf der Bühne wohl und konnte kommunizieren. Leider standen die Zeichen damals nicht auf dem Stärken der Stärken von Kindern und Jugendlichen. Es ging immer darum, Entwicklungsfelder zu schließen. Auch meine Ausbildung hatte ich begonnen, weil mir gesagt wurde, was gut für mich wäre. Ich fand den Sinn dahinter nicht und brach auch diese ab. Am Ende schloss ich meine TV-Ausbildung als Hessens Bester ab und durfte eine unglaubliche Karriere beginnen. Ich kämpfte somit schon früh für meine ganz eigenen Träume und verließ mich nicht auf Außenstehende und ihre Meinungen. Nach über 20 Jahren festzustellen, dass der berufliche Traum, beim Fernsehen zu arbeiten, zu Ende geträumt ist, weil ich mich nicht mehr mit den Gegebenheiten, mit dem Vorgehen von Vorgesetzten und Managements identifizieren konnte, war ein Schlag ins Gesicht. Es folgte ein Jahr der Neusortierung, der Suche nach meinem neuen Traum, meiner Vision. Ein Weg der sehr oft weh tat und nicht einfach war. Ich rebellierte gegen ein vorhandenes System – und das mit Erfolg.

Wir saßen als frisch gebackene Papas eines Abends im Garten und sprachen über die Macht von Social Media. Und plötzlich wurde uns klar, dass wir eine große Chance haben. Vor uns haben Generationen dafür gekämpft, dass wir heute offen schwul leben, dass wir händchenhaltend durch die Stadt laufen, dass wir heiraten und gemeinsam Kinder großziehen können. Doch plötzlich sind wir mit der Umsetzung unseres Kinderwunsches selber Vorbilder geworden. Vorbilder, weil wir als schwules Paar einen Sohn großziehen, aber auch, weil wir unseren Traum leben, weil wir mit Mut unser Glück gefunden haben. Und so starteten wir bei Instagram mit @papaundpapi, weil wir das Gefühl hatten, etwas zurückgeben zu können. Weil wir Menschen Mut machen wollen, weil wir ihnen zeigen wollen, dass es sich lohnt für ihre Träume zu kämpfen. Wir wollen das visuelle Bild von Regenbogenfamilien verbreiten und zeigen, dass wir nur ein Familienmodell von vielen sind. Wir trommeln für Akzeptanz, Toleranz und Respekt, denn jeder Mensch ist verschieden, niemand hat das Recht, über den anderen zu urteilen. Ich trete erfolgreich als Speaker mit genau dieser Message auf, jede Woche gibt es eine neue Folge unseres Podcasts „Papaundpapi – Männerhaushalt“, nun unser Buch … und das Ende ist noch lange nicht erreicht.

Wir haben uns in den letzten 13 Jahren eine wirkliche Partnerschaft aufgebaut. Wir kennen das Gegenüber in- und auswendig. Wir wissen, wie der andere fühlt, was er denkt, wo seine Stärken, aber auch Schwächen sind. In Perfektion ergänzen wir uns im Alltag, aber vor allem in Ausnahmesituationen. Dieser Zustand hat Jahre des Lernens gekostet, die nicht immer schön waren. Wir haben gestritten, viel gelacht und noch mehr geweint. Wir respektieren uns, die Meinung des anderen ist uns wichtig. Wir haben verstanden, dass der unglaubliche Drang des Menschen, das noch grünere Gras zu finden, ein Trugschluss ist, der nie in einer vollendeten Befriedigung enden wird. Wir akzeptieren den anderen mit seinen Macken. Das alles ist ein Prozess, der nie komplett abgeschlossen ist. Auch heute diskutieren wir noch viel – meist übers Kind. Aber wir wissen, dass nach Regen auch Sonnenschein kommt, manchmal muss man einfach ein wenig unterm Regenschirm abwarten.